Wer sich mit dem Thema Vermögensverwaltung auseinandersetzt, denkt häufig an exklusive Angebote für die oberen Zehntausend. Nachdem darunter lange Zeit eine kostspielige personelle Dienstleistung verbunden war, öffnet sich der Service inzwischen für Gut- und Normalverdiener.
Wie die Verwaltung des Vermögens funktioniert und welche Formen es derzeit gibt, beleuchtet dieser Artikel genauer.
Wie funktioniert Vermögensverwaltung eigentlich?
Über viele Jahrzehnte waren es die Dienste der Hausbank, die grosse Teile der Bevölkerung für die Anlage und Verwaltung ihres Vermögens in Anspruch nahmen. Besonders unter dem Einfluss der niedrigen Zinsen geriet dieses Konzept jedoch an seine Grenzen. Dies lag besonders an dem oftmals berechtigten Vorwurf, Bankberater würden vor allem auf ihre eigene Provision blicken, während sie die Anlageprodukte auswählen. Die Kosten dieser Betreuung sorgte ausserdem in Kombination mit den sogenannten Ausgabeaufschlägen beim Kauf von Fonds für hohe Kosten. Ein Hindernis auf dem Weg zu einer guten Rendite.
Die Honorarberatung entfernt sich von diesem Risiko ein deutliches Stück. In diesem Fall wird der zuständige Berater auf Stundenbasis für seine Expertise bezahlt. Dies hat den Vorteil, dass aufgrund der gesicherten Bezahlung tatsächlich besonders gute und günstige Finanzprodukte empfehlen werden können.
Wer die komplette Verwaltung seines Vermögens delegieren möchte, bedient sich eines ganz ähnlichen Prinzips. Die Dienstleistung beschränkt sich in diesem Fall nicht allein auf die Beratung bezüglich geeigneter Anlagemöglichkeiten. Stattdessen übernehmen die Experten die komplette Betreuung des Geldes. Anlageentscheidungen können auf diese Weise leicht ausgelagert werden.
Unterschiedliche Formen und Spielarten
Die Verwaltung von Vermögen wird dieser Tage in unterschiedlichen Formen angeboten. Drei besonders bedeutsame, die individuelle, die standardisierte und die regelbasierte Verwaltung, beleuchtet dieser Abschnitt genauer.
Die individuelle Verwaltung
Die individuelle Vermögensverwaltung zielt darauf ab, dass ein Finanzplaner alle wichtigen Aufgaben übernimmt. Nach dem Austausch über die persönlichen Bedürfnisse und Ansprüche gestaltet er ein Portfolio, dessen Performance zu jeder Zeit eingesehen werden kann. Dieses Geschäftsprinzip schliesst mit ein, dass der Berater rund um die Uhr ein Ohr für mögliche Sorgen und Nöte der Klienten hat.
Die standardisierte Verwaltung
Im Vergleich dazu nimmt die standardisierte Verwaltung nicht den einzelnen Kunden in den Blick. Stattdessen betreuen die zuständigen Finanzplaner stets grössere Gruppen, welche über ähnliche finanzielle Voraussetzungen und Ziele verfügen.
Durch dieses Prinzip bietet sich trotzdem die Möglichkeit, spezifisch auf Faktoren wie die Risikobereitschaft einzelner Kunden einzugehen. Da der Aufwand pro Kunde durch die gemeinsame Verwaltung der Vermögen jedoch deutlich sinkt, fallen die Kosten dieses Ansatzes deutlich geringer aus. Selbst Personen mit normalem Einkommen können sich deshalb die standardisierte Verwaltung ihres Vermögens leisten.
Die regelbasierte Verwaltung
Der regelbasierte Ansatz zielt darauf ab, ein klares Korsett an Regeln festzulegen, nach denen das vorhandene Vermögen letztlich verwaltet wird. Die festgelegten Richtlinien tragen dazu bei, Verluste in Krisenzeiten einzudämmen und emotionale Entscheidungen zu vermeiden.
Wichtig für die regelbasierte Verwaltung ist eine möglichst hohe Diversifizierung. Je nach Höhe des Vermögens sind passiv gemanagte Indexfonds (sogenannte ETFs) in diesem Fall die beste Alternative. Sie decken zahlreiche Anlageklassen, Märkte und Branchen ab, was sie weniger anfällig für Schwankungen macht.
Zuverlässige Vermögensverwalter finden
Unabhängig von der angelegten Summe übernehmen Vermögensverwalter eine grosse Verantwortung. Umso dringender ist deshalb die Beantwortung der Frage, wie ein seriöser Partner zu finden ist.
Zu den wichtigsten Merkmalen seriöser Vertreter der Branche zählt die Bewilligung der FINMA. Sie reguliert die Branche und gewährt geeigneten Firmen das entsprechende Gütesiegel. Ein weiteres wertvolles Indiz auf der Suche nach einem geeigneten Verwalter ist die Mitgliedschaft im Verband Schweizerischer Vermögensverwalter. Dieser engagiert sich seit 35 Jahren für den Schutz der Anleger.
Neben diesen rechtlichen Fragen gibt es natürlich weitere Anforderungen bei der Suche nach einem geeigneten Vermögensverwalter. Ein zentraler Faktor sind die veranschlagten Kosten. Sie bestimmen darüber, wie hoch letztlich die effektive Rendite ist. In Bezug auf die Anlagesumme sollten sie die Marke von 1,5 Prozent deshalb nicht überschreiten.
Wichtige Auskünfte liefert der Blick auf die persönlichen Qualifikationen und den bisherigen Werdegang in der Branche. Zusätzliche Vergleichswerte liefert der Blick auf die Performance während der letzten Jahre. Darüber hinaus kann der persönliche Eindruck während der Gespräche als Referenz herangezogen werden.
Der Umgang mit Verlusten
Im Vergleich zu ungeschulten Privatanlegern sind Vermögensverwaltungen dazu in der Lage, massgeschneiderte Portfolios zu schaffen, die Rücksicht auf die Risikobereitschaft der Kunden nehmen. Trotzdem ist es natürlich möglich, dass Schwankungen des Marktes zu vorübergehenden roten Zahlen führen. An den Dienstleister kann lediglich der Anspruch gestellt werden, dass dies nicht aufgrund von vermeidbaren Fehlern passiert.
Viele Klienten treibt zunächst die Sorge vor einer Insolvenz des Vermögensverwalters und dem vermeintlichen Verlust des gesamten Kapitals um. Diese Angst ist als solche jedoch unbegründet. Zwar wurde die Verwaltung des Vermögens vertraglich an den Finanzplaner übertragen, nicht aber das Vermögen selbst. Dieses ist nach wie vor in Depots zu finden, die auf den eigenen Namen laufen.
Für wen lohnt sich die Vermögensverwaltung?
Ist die Zusammenarbeit mit einem Vermögensverwalter nur eine Sache für Superreiche? Letztlich hängt es von der Art der Verwaltung ab, ab welchem Vermögen sich die Zusammenarbeit tatsächlich lohnt. Eine individuelle Verwaltung lohnt sich aufgrund der hohen Kosten nur für Reiche.
Die standardisierte Vermögensverwaltung ist hingegen für Normalverdiener eine Option. Einige Institute bieten den Service inzwischen ab einer Summe von etwa 100.000 CHF an. Je länger der Anlagehorizont ist, desto mehr lohnt sich eine Vermögensverwaltung auch aufgrund des Zinseszinseffekts. Besonders für junge Anleger ist es deshalb ratsam, frühzeitig die Weichen zu stellen.
Wer sich in diesen Tagen für die Anlage des Vermögens entscheidet, besitzt trotzdem die Möglichkeit, künftig erwirtschaftetes Geld gleichermassen gewinnbringend zu investieren. Zum einen ist die Investition in mehreren Tranchen möglich, die über mehrere Jahre verteilt werden können. Zum anderen bietet sich die Chance, die Erstanlage auf der Basis eines monatlichen Sparplans künftig zu erweitern. Für eine solche Erweiterung spricht nicht zuletzt die Tatsache, dass die zu zahlenden Gebühren bei steigender Anlagesumme in Relation sinken. Die Folge sind höhere Renditechancen.